Am nächsten Tag lief Jeff die Treppen
herunter, um Frühstück zu machen und um sich für die Schule
vorzubereiten. Als er dort saß und sein Frühstück aß, überkam ihn wieder
dieses Gefühl. Dieses Mal war es stärker. Es bereitete ihm einen
leichten, zerrenden Schmerz, wieder einmal wies er es einfach ab. Als er
und Liu fertig gegessen hatten, machten die beiden sich auf den Weg zur
Bushaltestelle. Sie saßen dort und warteten auf den Bus, als plötzlich
ein Kind mit einem Skateboard nur zentimeterknapp über ihre Schöße
sprang. Beide sprangen zurück. „Hey, was zum Teufel?“
Das Kind landete und drehte sich um. Er
kickte das Skateboard hoch und fing es mit seiner Hand auf. Der Junge
schien ungefähr 12 zu sein; ein Jahr jünger als Jeff. Er trägt ein
Aeropostale Shirt und zerrissene blaue Jeans.
„So, so, so. Scheint als hätten wir neues
Fleisch.“ Plötzlich tauchten zwei andere Kinder auf. Einer war super
dünn und der Andere war riesig. „Nun, da ihr neu hier seid, möchte ich
uns vorstellen. Da drüben ist Keith.“ Jeff und Liu schauten herüber zu
dem dünnen Kind. Er hatte ein benebeltes Gesicht, welches man von einem
Side Kick erwarten würde. „Und der ist Troy.“ Sie schauten zu dem fetten
Kind. Ein echter Fettsack. Der Junge sah aus, als ob er nicht mehr
trainiert hat, seit dem er krabbeln konnte.
„Und ich“, sagte das erste Kind, „bin
Randy. Und naja, für alle Kinder in der Nachbarschaft gilt ein kleiner
Preis, um mit dem Bus fahren zu dürfen, wenn ihr mich versteht.“ Liu
stand auf und bereitete sich darauf vor, dem Kind ein blaues Auge zu
verpassen. Jedoch zog eines der Kinder ein Messer aus der Tasche. „Tsk,
tsk, tsk. Ich hatte gehofft, ihr würdet besser mitarbeiten, aber es
scheint, als wenn wir die schwere Methoden benutzen müssen.“ Das Kind
lief zu Liu und nahm seinen Geldbeutel aus Lius Hosentasche. Jeff
überkam wieder dieses Gefühl. Jetzt war es richtig stark; eine
brennendes Empfinden. Er stand auf, aber Liu ließ ihn anmerken, dass er
sich wieder hinsetzen sollte. Jeff ignorierte Liu und ging zu dem Kind.
„Hör mal zu, du kleiner Punk, gib den
Geldbeutel von meinem Bruder wieder her oder sonst…“ Randy steckte den
Geldbeutel ein und zog nun sein eigenes Messer.
„Oh? Und was willst du tun?“ In dem
Moment, als Randy fertig gesprochen hatte, schlug Jeff ihm auf die Nase.
Als Randy vor Schmerzen nach seinem Gesicht fasste, nahm Jeff sich das
Handgelenk von dem Kind und brach es. Randy schrie auf und Jeff nahm das
Messer aus seiner Hand. Troy und Keith rannten zu Jeff, aber Jeff war
zu schnell. Er warf Randy auf den Boden. Keith griff nach Jeff, aber
Jeff duckte sich und rammte das Messer in seinen Arm. Keith ließ sein
Messer fallen und sank schreiend zu Boden. Troy versuchte Jeff
anzugreifen; Jeff brauchte das Messer gar nicht. Er schlug Troy direkt
in den Magen und Troy fiel um. Als er fiel kotzte er überall hin. Liu
konnte nichts, als verwundert zu Jeff schauen.
„Jeff, wie konntest du?“ Das war alles,
was er sagte. Sie sahen den Bus kommen und wussten, sie würden für alles
die Schuld bekommen. Sie rannten so schnell sie konnten. Als sie
rannten, schauten sie zurück und sahen, wie der Busfahren zu Randy und
den anderen lief. Als Jeff und Liu in der Schule ankamen, wagten sie es
nicht, irgendjemandem zu sagen, was passierte. Alles was sie taten, war
sitzen und zuhören. Liu dachte nur über darüber nach, dass sein Bruder
ein paar Kinder verprügelt hatte. Jeff jedoch wusste, dass es mehr war.
Es war etwas Angsteinflößendes. Als er dieses Gefühl überkam, fühlte er
wie stark es war, dieser Drang jemandem einfach nur weh zu tun. Er
mochte nicht, wie es sich anhörte, aber er fühlte sich glücklich. Er
fühlte, wie sich dieses merkwürdige Gefühl wieder abklang und es blieb
auch fort, bis zum Ende der Schule. Selbst als er nach Hause lief, weil
er wegen dem ganzen was geschehen war, den Bus wahrscheinlich nie wieder
nehmen würde, fühlte er sich glücklich. Als er nach Hause kam, fragten
seine Eltern, wie sein Tag so war. Er sagte, in einer irgendwie ominösen
Stimme: „Es war ein wundervoller Tag.“ Am nächsten Morgen hörte er ein
lautes Klopfen an der Haustür. Er ging nach unten, um zwei Polizisten zu
sehen, welche in der Tür standen. Seine Mutter blickte ihn wütend an.
„Jeff, diese Polizisten sagen, dass du
drei andere Kinder angegriffen hast. Und dass es kein normaler Kampf
war, sondern, dass sie niedergestochen wurden. Niedergestochen!“ Jeffs
Blick schwenkte zum Boden, dies zeigte seiner Mutter, dass es wahr war.
„Mama, die Kinder haben den Kampf angefangen und haben auch die Messer gezogen.“
„Sohn“, sagte einer der Polizisten, „wir
fanden drei Kinder, zwei davon mit einem Messer verletzt und das Dritte
mit Verletzungen am Bauch. Wir haben auch Zeugen, die beweisen, dass ihr
vom Tatort geflohen seid. Nun, was sagt uns das?“ Jeff wusste, dass es
keinen Nutzen hatte.
Er konnte sagen, dass er und Liu
angegriffen wurden, aber die beiden hatten keine Beweise, dass nicht sie
zuerst angegriffen hatten. Sie konnten nicht leugnen, geflohen zu sein,
denn das waren sie. Jeff konnte sich und Liu nicht verteidigen.
„Sohn, hol deinen Bruder.“ Jeff konnte nicht, es war er, der die Kinder zusammengeschlagen hatte.
„Sir, ich… ich war es. Ich war es, der
die Kinder zusammengeschlagen hat. Liu hatte versucht, mich zurück zu
halten, aber er konnte mich nicht stoppen.“ Der Polizist schaute zu
seinem Kollegen und beide nickten.
„Naja Kind, sieht nach einem Jahr im Jugendknast für dich aus…“
„Wartet!“, sagte Liu. Alle schauten sie
zu ihm und sahen, wie er ein Messer in der Hand hielt. Die Polizisten
zogen ihre Pistolen und richteten sie auf Liu.
„Ich war es, der diese kleinen Punks
zusammengeschlagen hat. Ich hab Beweise.“ Er zog den Ärmel seines Shirts
hoch und enthüllte Schnitte und Wunden, als ob er in einem Kampf
gewesen war.“
„Junge, nimm das Messer runter“, sagte
der Polizist. Liu hielt das Messer hoch und lies es auf den Boden
fallen. Er hob seine Hände und lief zu den Polizisten.
„Nein Liu, ich war es! Ich hab’s getan!“ Jeff hatte Tränen in den Augen.
„Huh, armer Bruder. Versucht die Schuld auf sich zu nehmen. Nun gut, nehmt mich mit.“ Die Polizei führte Liu zum Streifenwagen.
„Liu, sag ihnen, dass ich es war! Sag’s
ihnen! Ich hab diese Kinder zusammengeschlagen!“ Jeffs Mutter legte ihre
Hände auf seine Schultern.
„Jeff, bitte, du musst nicht lügen. Wir
wissen, dass es Liu war, du kannst jetzt aufhören.“ Jeff schaute hilflos
zu, wie der Streifenwagen mit Liu darin fort fuhr. Ein paar Minuten
später fuhr Jeffs Vater in die Auffahrt. Er sah Jeffs Gesicht und
wusste, dass etwas verkehrt war.
„Junge… Junge was ist los?“ Jeff konnte
nicht antworten. Seine Stimmbänder waren vom ganzen Weinen zu
strapaziert. Stattdessen holte Jeffs Mutter seinen Vater ins Haus um ihm
die schlechten Neuigkeiten zu erzählen, während Jeff in der Auffahrt
weinte. Nach ungefähr einer Stunde ging Jeff ins Haus zurück und sah
seine geschockten, zugleich auch traurigen und enttäuschten Eltern. Er
konnte sie nicht ansehen. Er verstand nicht, wie sie denken konnten,
dass es Lius Schuld war. Er ging schlafen und versuchte die ganze
Geschichte zu vergessen. Zwei Tage vergangen, ohne Neuigkeiten von Liu.
Jeff hatte niemanden. Nichts als Trauer und Schuld. Jedenfalls bis
Samstag. Jeff wachte auf und sah seine Mutter mit fröhlichem Gesicht.
„Jeff, heute ist der Tag“, sagte sie, als sie die Vorhänge öffnete um etwas Licht in das Zimmer zu lassen.
„Was, was ist heute?“, fragte Jeff, als er sich wach rüttelte.
„Naja, heute ist Billys Party.“ Jeff war noch nicht ganz wach.
„Mama, du machst Witze oder? Du erwartest doch nicht, dass ich zu der Party geh, nachdem…“ Jeff machte eine lange Pause.
„Jeff, wir beide wissen was passiert ist.
Ich glaube diese Feier kann dich ein Bisschen aufheitern. Jetzt zieh
dich an.“ Jeffs Mutter lief aus dem Zimmer und die Treppe nach unten, um
sich fertig zu machen. Jeff kämpfte mit sich selbst, um aufzustehen. Er
nahm irgendein Shirt und ein Paar Jeans und lief nach unten. Er sah
seine Mutter und seinen Vater in Anzug und Kleid. Er fragte sich, warum
sie so etwas zu einem Kindergeburtstag tragen würden.
„Das willst du tragen?“, fragte Jeffs Mutter.
„Besser als zu viel“, sagte er. Seine
Mutter unterdrückte das Verlangen ihn anzuschreien und versteckte es
hinter einem Lächeln.
„Naja Jeff, wir sind vielleicht zu gut
angezogen, aber das macht man eben, wenn man einen Eindruck hinterlassen
will“, sagte sein Vater. Jeff knurrte und ging wieder hoch in sein
Zimmer.
„Ich hab nichts Schickes!“, rief er nach unten.